Dieser Beitrag zeigt dir, wie der Dünndarm mit deiner Rosacea zusammenhängen kann und wie du deine Dünndarmgesundheit und damit deine Rosacea-Symptome verbessern kannst.
Dünndarm und Gesundheit
Der Dünndarm und die Gesundheit. Richten wir in diesem Artikel noch einen näheren Blick auf den Darm, im speziellen den Dünndarm. Zum Darm gehört der Dünndarm, der Dickdarm und der Enddarm.
Das ist jetzt nur einmal an der Oberfläche gekratzt. Insgesamt hat der Darm eine Länge von ca. acht Metern. Wenn wir jetzt überlegen, dass wir Menschen in Deutschland durchschnittlich etwas größer als 1,70 m sind, wirkt der Darm enorm groß und allein dieser Fakt lässt schon erahnen, welche wichtige Rolle der Darm für unsere Gesundheit spielt.
Alles was wir zu uns nehmen, wenn wir essen oder trinken, gelangt durch den Darm. Es beginnt im Mund mit dem Kauen und gelangt danach über die Speiseröhre in den Magen. Dort verweilt die Nahrung und gelangt anschließend in den Zwölffingerdarm, ein erster Teil des Dünndarms und dann weiter zum Rest des Dünndarms. Nach Passieren des Magens und des Dünndarms sollten die meisten Bakterien abgetötet und die Nährstoffe vom Körper aufgenommen. Anschließend gehen die Speisereste zum Dickdarm über, welcher der Nahrung restliche Flüssigkeit entzieht und transportfähig formt. Der Rest sollte klar sein. 😉
Man sieht also, dass unser Verdauungsprozess ein echtes Wunderwerk der Natur ist. Gleichzeitig zeigen sich aber auch viele Angriffspunkte, bei denen bei Verdauungsprobleme entstehen können.
Wofür ist der Dünndarm verantwortlich?
Der Dünndarm untergliedert sich in den Zwölffingerdarm, den Leerdarm und den Krummdarm und gilt als der wichtigste und ist der längste Verdauungsabschnitt (5-6 Meter lang). Der Dünndarm entzieht der Nahrung wichtige Nährstoffe und leitet diese weiter in die Blutbahn. Der Körper wird mit wichtiger Energie versorgt. Der Dünndarm ist außerdem verantwortlich für den Schutz vor Krankheitserregern, Weiterleitung der Verdauungsenzyme, Wasseraufnahme, Hormonbildung (z. B. Serotonin) und vieles mehr.
Ein gesunder Dünndarm oder Darm hat viele Vorteile: Abwehrmechanismus vor Stress, besseres Wohlbefinden (stellt z. B. den Botenstoff Serotonin her), höhere Leistungsfähigkeit, bessere Konzentrationsfähigkeit (im Magendarm-Trakt wird auch vom Bauchhirn gesprochen, wegen der hohen Anzahl an Nervenzellen), schönere Haare und eben auch eine bessere Hautgesundheit.
Dünndarm und Rosacea
Welchen Zusammenhang gibt es nun zwischen dem Dünndarm und deiner Rosacea? Dass die Darmgesundheit mit der Ausprägung deiner Rosacea zusammenhängt, haben viele andere Beiträge in diesem Blog aufgegriffen. Ein gutes Verhältnis guter Darmbakterien, eine starke Darmbarriere und eine gesunde Darmflora sind Gold wert für unsere Rosacea.
Es besteht die Gefahr, dass Darmkrankheiten dazu führen, dass sich unsere Rosacea verschlechtert. Allgemein stehen Darmkrankheiten wie Morbus Chron, Zöliakie oder Colitis uclerosa in Verbindung mit der Entstehung von Hautkrankheiten, wie z. B. unterschiedliche Formen der Akne, Neurodermitis oder Rosacea. Deswegen ist es sehr wichtig, dass du auf deine Darmgesundheit achtest und im engen Austausch mit deinem Haus- oder Hautarzt bleibst.
Beim Dünndarm kann die Herausforderung eben eine Dünndarmfehlbesiedlung sein. Sie steht bei manchen Menschen in Verbindung mit der Rosacea. Es wurde festgestellt, dass bei manchen oder sogar vielen Rosacea-Betroffenen eine solche Dünndarmfehlbesiedlung besteht und dies häufig öfter, als bei Menschen ohne Rosacea. Vorab: Keine Angst! Einer Dünndarmfehlbesiedlung kann entgegengewirkt werden, insbesondere mit dem Thema Ernährung!
Was ist nun eine Dünndarmfehlbesiedlung?
Bei einer Dünndarmfehlbesiedlung befinden sich Bakterien im Dünndarm, die dort eigentlich nicht hingehören. Man kann auch von einer Überwucherung des Dünndarms mit Dickdarmbakterien sprechen. Also Bakterien, die teilweise im Dickdarm sein sollte, sich im Dünndarm befinden.
Im Dickdarm wären diese Bakterien vielleicht nützlich, im Dünndarm richten sie jedoch Schaden an. Der Dünndarm ist allgemein eher bakterienarm ausgestattet. Aufgrund dessen kann die Darmbarriere angegriffen werden und damit nachhaltig auch deine Rosacea-Haut angegriffen werden.
Bei einer Dünndarmfehlbesiedlung spricht man auch von SIBO (small intestinal bacterial owergrowth). Sie stellt eine der häufigsten Ursachen für einen Reizdarm dar, der sich häufig durch Verstopfungen, Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall bemerkbar macht. Dünndarmfehlbesiedlungen werden häufig übersehen und nicht wirklich diagnostiziert.
Deswegen ist es wichtig, dass du das Thema auf dem Schirm hast, da nicht immer bei einer Rosacea direkt an eine Dünndarmfehlbesiedlung gedacht wird. Sie kann jedoch eine erhebliche Ursache deiner Rosacea sein.
Welche Symptome treten bei einer Dünndarmfehlbesiedlung auf?
Die Symptome reichen von einem Blähbauch über Bauchschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit, Blähungen, Aufstoßen und ungesundem Stuhl. Außerdem kann empfundene Schwäche und Schlappheit dazugehören.
Es gibt auch Menschen, die an Gewichtsverlust oder an einem Mangel an Nährstoffen (insbesondere fettlösliche Vitamine A, E, K) leiden. Und zu diesem mehr gehört eben auch, dass sich unsere Rosacea verschlechtern kann.
Wie verhält es sich mit Rosacea und einer Dünndarmfehlbesiedlung?
Wenn du für dich selbst die Annahme vertrittst, dass deine Rosacea mit deiner Ernährweise zusammenhängt, kann eine Dünndarmfehlbesiedlung ein möglicher Auslöser sein. Wenn du nämlich an einer Dünndarmfehlbesiedlung bzw. SIBO leidest, kann deren Behandlung zu einer echten Verbesserung deiner Rosacea-Symptome führen.
Werden die fehlgeleiteten Bakterien im Dünndarm weniger, verschwinden bei Betroffenen häufig Papeln, Pustel oder Pickeln im Gesicht und auch die Schwellung kann nachlassen. Es gab schon 2008 eine Untersuchung in Italien an der Universität in Genua, die eine Verbindung zwischen SIBO und Rosacea herstellte.
Wie finde ich heraus, ob ich eine Dünndarmfehlbesiedlung habe?
Grundsätzlich wäre ein Nachweis der vorhandenen Bakterien in deinem Dünndarm möglich, der die Anzahl der Bakterien pro Milliliter festgestellt. Als Richtwert: Normal ist eine Anzahl von 10³ Bakterien pro Milliliter, von einer Dünndarmfehlbesiedlung spricht man häufig bei einer Anzahl von 105 oder 106 Bakterien pro Milliliter.
Dünndarmspiegelung
Es gibt die Möglichkeit der Dünndarmspiegelung, bei der Gewebeproben entnommen werden, die auf ihre Gesundheit hin untersucht werden. Ihr Nachteil ist, dass sie sehr aufwändig ist, teuer und nicht zwingend alle Bakterien erfasst. Es gibt bei der Dünndarmspiegelung nicht immer eine hundertprozentige Sicherheit. Frage dazu bitte immer deinen Arzt.
Im ersten Schritt ist es wirklich besser, sich über verschiedene Formen der Atemtests zu informieren, die einer SIBO-Diagnose dienen. Ein Atemtest ist deshalb hilfreich, weil bei einer Dünndarmfehlbesiedlung die Bakterien bestimmte Gase produzieren. Bei SIBO oder einer Dünndarmfehlbesiedlung bieten sich meistens zwei Tests an: Der Glukose-Atemtest und der Lakulose-Atemtest.
Glukose-Atemtest
Am Tag des Tests kommt man nüchtern in die Praxis oder das Labor. Für den Vortrag wird eine sogenannte Vortags-Diät empfohlen, die meist auf magerem Fleisch, Fisch, Eier besteht. Es ist auch besser nicht zu rauchen, auf Kaffee und Alkohol würde ich auch verzichten.
Bei dem Glukose-Atemtest – wie bei vielen anderen Atemtests auch – wird zunächst eine Atemprobe genommen, um den sogenannten Ursprungs-, Basis- oder Nüchternwert zu ermitteln. Dieser wird in ppm (parts per million) gemessen. Ist dieser Basiswert direkt schon höher als 20 ppm, muss der Test an einem anderen Tag durchgeführt werden, deswegen beachte auf jeden Fall die Hinweise des Arztes, die er dir zur Vorbereitung des Atemtests nennt.
Nach der Feststellung des Ausgangswertes nimmst du 50g Glukose zu dir und zwar aufgelöst in Wasser. Dann läuft der Test, bei dem du in regelmäßigen Zeitabständen eine neue Atemprobe abgibst.
Das Ganze dauert insgesamt 2 Stunden. Ist der Endwert ca. 20ppm größer als Anfangswert, kann eine SIBO-Erkrankung angenommen werden.
Lakulose-Atemtest
Bei Lakulose-Atemtest läuft es ähnlich ab. Vorweg: Bitte bei der Begrifflichkeit aufpassen. Kein Laktose-Atemtest, denn es geht nicht um einen Laktoseintoleranz-Test. Zum Prozedere: Zunächst auf die Vorbereitungsmaßnahmen des Arztes achten (z. B. Vortagsdiät) und diesen folgen.
Am Morgen des Tests bitte nüchtern in die Praxis kommen. Es wird wieder ein Anfangswert bestimmt, danach bekommst du 10-15g Laktose verabreicht, die du mit Flüssigkeit zu dir nimmst. Der Test sollte meist länger dauern, als der Glukose-Test.
Frag dazu bitte immer deinen Arzt. Nur als Richtwert: Wenn du in diesem Zeitraum einen Anstieg von über 20ppm erfährst, kann von einem positiven SIBO-Befund ausgegangen werden.
Welchen Atemtest kann ich selbst nun empfehlen?
Ich würde mit dem Glukose-Test beginnen und das Ergebnis abwarten. Wenn der Befund negativ ist, du aber irgendwie das Gefühl hast, dass der Test notwendig ist, würde ich auch noch den Lakulose-Atemtest machen. Dann erhältst du einen wichtigen Anhaltspunkt, der dir bei der Diagnose einer Dünndarmfehlbesiedlung hilft. Neben deinem Hausarzt und deinem Hautarzt kann dir dabei ein Gastroenterologe weiterhelfen. Häufig wird dir von deinem Arzt ein entsprechender Spezialisten weiterempfohlen.
Angenommen der Befund ist positiv, was kannst du dagegen tun?
- Im Dialog mit deinem Arzt könnt ihr euch über eine Antiobiotika-Therapie austauschen. Beispiele hierfür sind: Rifaximin, Erythrocin oder Metronidazol, die du vielleicht von deiner allgemeinen Rosacea-Behanldung schon kennst. Hierbei bleibt zu beachten, dass es zu einem Rückfall kommen kann. Es gibt Antibiotika, allerdings wirken diese häufig – auch bei anderen Rosacea-Ursachen – nur temporär.
- Ernährung: Es gibt ganz bestimmte Ernährformen oder Diäte, die bei deiner Rosacea helfen können. Die meistgenannte ist dabei die low-FODMAP Diät. Bei dieser Diät versucht man die fehlbesiedelten Bakterien auszuhungern, damit sie sich nicht vermehren können und du auf diese Weise deine Darmgesundheit zurückerlangst. Bei Low-Fodmap wird darauf geachtet, dass wir Lebensmittel mit FODMAPs (Fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole) versuchen zu reduzieren. Es handelt sich dabei um bestimmte Kohlenhydratverbindungen. Lebensmittel mit einem hohen Fodmap-Anteil sind bspw. Nudeln, Zwiebeln, Kidney-Bohnen oder Äpfel. Lebensmittel mit einem niedrigen Fodmap-Gehalt sind Oliven, Salat, Reis oder laktosefreier Joghurt. Es gibt in diesem Kurs ein spezielles Video zu der Low-Fodmap-Diät an. Schau dir gerne dieses Kapitel einmal an.
- Nahrungsergänzungsmittel: Da bei Menschen mit Dünndarmfehlbesiedlung auch manchmal Mangelzustände festgestellt werden. Fettlösliche Vitamin (A, D, E und K). Was auch helfen kann, sind Probiotika oder die allgemeine Reduktion von Kohlenhydraten. Sprich dabei immer mit deinem Haus- bzw. -Hautarzt.
Wichtig ist, dass du nicht verzweifelst und ins Blinde behandelst. Sprich mit deinem Arzt über das Thema Darmgesundheit und Rosacea. Informiere dich außerdem selbst über das Thema Dünndarmfehlbesiedlung. Wenn ihr gemeinsam der Meinung und vor allem du der Meinung bist, dass eine Verbindung bestehen könnte oder der Test einen Nachweis geliefert hat, geht das Thema gemeinsam an. Achte auf deine Ernährung, sie kann der Schlüssel zu deiner Rosacea-Gesundheit sein.
